Zusammenfassung vom 3. Juni 2003
Berlin, den 25.09.2003
Autor: Andrea Bruns
Ma.Nr. : 11086
Tutorium zum Seminar "Soziale Organisation und Macht"
Seminarleitung: PD. Dr. Barbara Keifenheim
Tutor: Mario Behling
Lektüre: "Macht und Gewalt" von Hannah Ahrendt,
1970. Macht und Gewalt. München, Pieper: 36-58.
- Hannah Ahrendt unterscheidet zwischen Macht und Gewalt
- Hauptfrage: Wer herrscht über wen? (S.45)
- Macht, Stärke, Kraft, Autorität, Gewalt sind Mittel
um über andere zu herrschen
Autorität:
- Eigenschaft einzelner Personen und Ämter
- Natürliche Rangfolge
- Absolute Anerkennung ist Vorraussetzung
- Entwicklung meistens traditioneller Art
Kraft:
- Als Synonym für Naturkräfte
- Metaphorisch für physische und gesellschaftliche Bewegungen
einsetzbar
Stärke:
- Individuelle und unabhängige Eigenschaft
- Ist der Macht unterlegen
- Immer gerichtet
Macht:
- Niemals ein Einzelner, immer von einer Gruppe ausgeführt
(S.45)
- Einzelner höchstens Machtausübender, wenn befugt durch
die Gruppe
- Wesentlich diffuser als Stärke
- Macht ist ein Zustand
- Bedarf keiner Rechtfertigung, da Macht ein Selbstzweck ist
Gewalt
- Instrument um die Herrschaft aufrecht zu erhalten
- Instrumente können in Form von Waffen aber auch durch Gesetze
eingesetzt werden
- Im Gegensatz zur Macht: von Zahlen unabhängig
- Gewalt ist immer durch einen Zweck begründet, der sie dirigiert
und ihre Nutzung rechtfertigt
- Funktionell, nicht essentiell
- Gewalt ist nicht gleichsetzbar mit Terror
Zusammenhang von Macht und Gewalt
- Gewalt und Macht treten meistens zusammen auf
- Dennoch totale Gegensätze
- Wenn eine absolut, kann die andere nicht existieren
- Gewalt entsteht wo Macht nachlässt und in Gefahr ist
- Gewalt kann Macht vernichten, nie erzeugen
- Zwischen Macht und Gewalt gibt es keine quantitativen oder qualitativen
Übergänge
- Macht muss legitimiert sein, jedoch nicht gerechtfertigt
- Gewalt kann gerechtfertigt werden, ist aber nie legitim (S.53)
Machtentstehungsprozess
- Machtentstehungsprozess findet in öffentlichem Erscheinungsraum
statt
- Pluralität ( zum Beispiel Parteien, Organisationen) ist der
Ursprung
- Intentionen und Willensimpulse von dieser Mehrheit
- Pluralität bildet Machtpotenzial
- Durch Kommunikation muss sich Konsens aus Machtpotenzial finden
- Nach Aktualisierung des Konsens bildet sich die Macht heraus
- Macht erscheint öffentlich in Form eines Ermächtigten,
einer Person
- Machtpotenzial muss die Macht ständig pflegen um sie aufrecht
zu erhalten
- Wenn der Konsens zerbricht, zerbröckelt allmählich auch
die Macht
Der Kreislauf der Macht
- In Folge des Machtentstehungsprozesses bildet sich durch Ermächtigung
eine Macht (Person etc.) heraus
- Aktualisierung der Macht nach einer bestimmten Zeit: Erhalt der
Macht und neue Bestätigung
- Machtverlust führt entweder zu:
- Entstehung von Gewaltherrschaft, nicht ermächtigt, notwendig
um Lücke durch verlorene Macht in Staat etc. zu füllen
- Oder zu:
- Neue Macht entsteht durch neue Ermächtigung, vorrausgesetzt
eine Pluralität erkennt Machtverlust der anderen und findet
eigenen Konsens (Machtentstehungsprozess)
Der Gegensatz von Macht und Gewalt
- Bei reiner, schrankenloser Macht existiert keine Gewalt
- Bei der reinen Form von Gewalt existiert keine Macht
- Tyrannis kann man zum Beispiel als Herrschaft ansehen, in der
die Macht der Gewalt fast gänzlich wich
- Vorstellbar im Koordinatensystem: Gewalt liegt auf der y-Achse
und Macht auf der x-Achse, Ohnmacht bildet Nullpunkt, Gewalt und
Macht beide gleich weit entfernt von Ohnmacht
- Folglich absolute Gegensätze
Kritik an Hannah Ahrendts Macht und Gewalt
- H. Ahrendt setzt politische Aktivität bei jedem Menschen
voraus
- Schlussfolgerung: Vorstellung ist nicht real
- H. Ahrendt konzentriert sich bei Machtbildung auf die Politik
- Schlussfolgerung: keine Einbeziehung der Verflechtung von Politik
mit Wirtschaft
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